Wo sich Babysöckchen in Schildkröten und Coladosen in Kerzenständer verwandeln
Im Elterncafé der Rixdorfer Schule geht es an diesem Freitagvormittag geschäftig und fröhlich zu. Nazli arbeitet an der Nähmaschine, Farzana und eine andere Frau bügeln Stoff für Masken. Eine Frau häkelt eine Mütze, während Georgeta und Cimen aus in Gips getauchten Stofffäden ein Gefäß formen. Stolz zeigen die Frauen die Ergebnisse ihrer kreativen Arbeit aus den letzten Wochen: Kerzenständer aus Coladosen, Taschen und Küchenschürzen aus alten T-Shirts und Kuscheltiere in Schildkröten- oder Schmetterlingsform, für die die Babysöckchen der Enkelin verwendet wurden. Aus Socken lassen sich aber auch prima Handwärmer oder Haarbänder machen. Oder eine Handpuppe, mit der Kinder spielen können – ein tolles, individuelles Weihnachtsgeschenk. Upcycling nennt man das. Aus alten Materialien wird etwas Neues gemacht. Das schont Ressourcen, denn man würde diese Sachen ansonsten wegwerfen. Die Frauen sprudeln nur so vor Ideen, wobei der Entstehungsprozess voller Überraschungen ist, wie die Teilnehmerinnen des Recycle Cafés lachend berichten: „Du fängst mit etwas an und am Ende kommt etwas ganz Anderes dabei heraus.“
Finanzspritze aus dem Aktionsfons
Die Initiative zu dem Nähtreff kommt von der Anwohnerin Cimen Uzunoglu, die in Kooperation mit den Stadtteilmütter das Recycle Café betreut. „Ich habe mich viel mit Nachbarinnen unterhalten und so ist diese Idee entstanden“, erklärt sie. Cimen stellte dann einen Antrag beim Aktionsfonds. Mit dem Geld konnten eine Nähmaschine, zwei Bügeleisen und Nähzubehör gekauft werden. Cimen erzählt, dass einmal sogar Söhne von Teilnehmerinnen dazukamen und sich Armbänder gemacht haben.
Masken und Turnbeutel für die Schule
„Es geht nicht nur ums Nähen und Basteln“, erklärt Farzana. „Wir wollen, dass sich die Frauen trauen, mal rauszukommen.“ Gerade in Zeiten von Corona leben viele sehr isoliert und die häusliche Gewalt hat zugenommen. Im Recycle Café kann man bei Kaffee und Tee zusammen sitzen, sich über alles Mögliche austauschen und nebenbei kreativ sein. „Es ist fast wie eine Familie und Nazli bringt immer alle zum Lachen“ erzählt Farzana. Und was passiert mit all den Taschen, Schlüsselanhängern und Obstschalen? Ursprünglich war eine Ausstellung oder ein Flohmarkt geplant. Das wird wegen Corona wahrscheinlich nicht möglich sein. Vieles wird verschenkt, im Familien- und Freundeskreis, aber auch an die Rixdorfer Schule. So nähen die Frauen fleißig Masken, die an die Schülerinnen und Schüler verteilt werden. Demnächst sollen noch Turnbeutel dazukommen.
Das Café ist jeden Mittwoch und jeden Freitag von 9 bis 12 Uhr in der Rixdorfer Schule, Donaustraße 120, geöffnet. Um vorherige Anmeldung wird gebeten unter info@qm-donaustrasse.de oder 030–34 62 00 70