Ein Festival setzt Zeichen für ein respektvolles Miteinander

Drei Tage lang wurde beim Offenen Festival Neukölln diskutiert, gestreamt und getanzt - gegen Rassismus und für ein buntes und solidarisches Neukölln

Fotos:ONK

Das ONK wurde bereits zum vierten Mal vom Bündnis Neukölln organisiert, einem breiten Zusammenschluss verschiedener Initiativen, Gewerkschaften, Parteien und Religionsgemeinschaften. In diesem Jahr musste das Festival weitgehend ins Internet verlagert werden. „Wir wollten es trotz Corona auf keinen Fall absagen“, erklärt Jennifer vom ehrenamtlichen Organisationsteam. Angesichts einer rechten Anschlagserie im Bezirk sei es wichtiger denn je, ein Zeichen zu setzen gegen Rassismus und Ausgrenzung. Ihr Resumée:  „Es ist sehr gut gelaufen, trotz der Widrigkeiten und obwohl es für einige die erste Online-Veranstaltung war, die sie organisiert haben.“ Über 50 Veranstaltungen haben die unterschiedlichen Initiativen auf die Beine gestellt.

Von der Clan-Debatte bis zum Gartenfest

Im Programm vom 5. bis 7. Juni waren Online-Ausstellungen zu sehen, beispielsweise zur Frage „Was ist Heimat“ und Livestream-Theater aus Chile. Es gab Einblicke in queere Antidiskriminierungsarbeit in Schulen und ein politisches Gebet für ein respektvolles demokratisches Miteinander in Neukölln. Bei der Videokonferenz der Initiative „Kein Generalverdacht“ wurde über die Kriminalisierung ganzer Stadtteile in Zusammenhang mit der Clankriminalität diskutiert. Eine der wenigen analogen Veranstaltungen war ein Gartenfest im Gemeinschaftsgarten Prachttomate in der Bornsdorfer Straße. In Süd-Neukölln machten rund 25 Menschen ganz konkret etwas gegen Rechts, indem sie gemeinsam Nazi-Schmierereien und Aufkleber entfernten. Die Rallye war von der Initiative „Rudow empört sich. Gemeinsam für Respekt und Vielfalt“ organisiert worden. Die geplante gemeinsame Radtour zu Orten rechter Gewalt konnte zwar nicht stattfinden, doch die Evangelische Kirchengemeinde in der Gropiusstadt hatte stattdessen eine interaktive Karte erarbeitet, die man abradeln konnte.

Für die Akzeptanz der Vielfältigkeit

Gegen die steigende Zahl von Angriffen auf Lesben, Schwule und Transpersonen wollte die Dar-As-Salam-Moschee in der Flughafenstraße etwa unternehmen und startete vor einigen Monaten eine Kampagne unter den Gewerbetreibenden. Der Imam Mohamed Taha Sabri stellte sie zusammen mit Ina Rathfelder vom Projekt BIWAQ in einer Videokonferenz vor. Etliche Geschäfte in der Sonnenallee machen bereits mit und haben an ihrem Laden einen Sticker angebracht. Damit signalisieren sie, dass sie bedrohten und attackierten LGBTQ+ Schutz bieten. Trotz der ernsten Themen wurde am Ende des Festivals wurde sogar getanzt. Beim Konzert „Songs of Migrating Birds“, das auch live bei YouTube übertragen wurde, war die Stimmung richtig ausgelassen.

„Ein Vorteil des Online-Formats ist, dass es ortsübergreifend ist und man daher mehr Leute erreichen kann“, findet Jennifer. Trotzdem habe es eine ganz andere Wirkung, wenn man den Protest gemeinsam auf die Straße tragen kann. „Daher hoffen wir, dass das Festival im nächsten Jahr wieder im tatsächlichen öffentlichen Raum stattfinden kann.“

Die Videos, Ausstellungen und Kurzfilme sind weiterhin auf der Website zu sehen.

www.offenes-neukoelln.de

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