Asure steht für das Miteinander

Das Asure-Fest ist mittlerweile eine schöne Tradition im Kiez. Am Sonntag, den 29. August wurde es zum vierten Mal auf dem Rathausvorplatz gefeiert

 

Fotos: Birgit Leiß

Eingeladen hatte der Verein Sivasli Canlar: 2017 hatte man hier die Idee, das wichtigste Fest der alevitischen Glaubensgemeinschaft auf die Straße zu tragen. „Vorher haben wir in unseren Räumen für uns gefeiert, aber wir sind ein Teil dieser Gesellschaft und wollen das auch zeigen“, erklärt Vereinsvorsitzender Cemal Boyraz. Mit dem Asure-Fest (auch Aschure) beenden die Aleviten den Trauermonat Muharrem. Die Menschen kommen zusammen, um gemeinsam das Fasten zu brechen und die traditionelle Asure-Suppe zu teilen.

12 Zutaten ergeben eine leckere Mischung

Die Vorbereitungen begannen schon am Tag vorher in den Räumen von Sivasli Canlar e.V. in der Donaustraße 102. Hier saßen am Samstagabend die Vereinsmitglieder an einem großen Tisch, um Aprikosen zu schneiden, Nüsse zu knacken und die Kerne aus den Granatäpfeln zu holen. Die Asure-Suppe ist eine Art Süßspeise, die traditionell an Familienangehörige, in der Nachbarschaft und an Arme verteilt wird. 12 Zutaten gehören hinein, neben Weizen vor allem Trockenfrüchte und Nüsse. Die Zahl steht symbolisch für die 12 Imame. Am Sonntag wurde sie dann gemeinsam gekocht und anschließend in riesigen Töpfen um die Ecke zum Rathausvorplatz gefahren. „Schmeckt sehr gut“, lobte Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der wie auch schon in den Vorjahren das Fest besuchte. „Viele ungewöhnliche Zutaten ergeben eine gute Mischung, genau wie in Neukölln“, meinte er und spielte damit auf die Vielfalt an, „die größte Stärke Neuköllns“, so Hikel. Wäre Neukölln ein Kuchen, würde der Süden für Bienenstich und der Norden für Baklava stehen, scherzte der Bezirksbürgermeister.

Aus Vereinsräumen wurde ein Treff für die ganze Nachbarschaft

„Asure steht für Miteinander, für Solidarität und Offenheit“, erklärte Cemal Boyraz, der Sivasli Canlar zusammen mit anderen 2010 gegründet hatte. „Wir wollen keine Parallelgesellschaften, wir wollen ein friedliches Miteinander!“. Daran wirkt der Verein seit Jahren mit, wie auch die anderen Redner aus der Bezirkspolitik betonten: „Sivasli Canlar ist ein wichtiger Partner im Quartier, der sich schon vor Jahren für die Nachbarschaft geöffnet hat“, sagte Jochen Biedermann, der als Stadtrat für die Quartiersmanagement-Gebiete Neuköllns zuständig ist. 2020 wurde der Verein mit Unterstützung des QM Donaustrasse-Nord zum Nachbarschaftstreff ausgebaut. Miteinander ins Gespräch kommen und Konflikte friedlich lösen - das sei das Wichtigste, so Biedermann.

Das gefürchtete Asure-Wetter blieb aus

Über 250 Portionen Asure-Suppe hatten die Vereinsmitglieder gekocht. Unter weißen Pavillons löffelten Freund:innen des Vereins, Bezirkspolitiker:innen und Passant:innen die süße, sehr nahrhafte Suppe. Zum Glück spielte das Wetter – anders als in den Vorjahren – einigermaßen mit. Der Kauf der Lebensmittel war über den Aktionsfonds des QMs Donaustrasse-Nord unterstützt worden.

Webredaktion