Der coole Mann mit dem Hipster-Bart

Foto: Jens Sethmann

Der coole Mann mit dem Hipster-Bart

Der hier abgebildete Herr schmückt den Eingang einer nach ihm benannten Einrichtung. Eine mit Edelsteinen besetzte Blingbling-Sonnenbrille trug er sicher nie. Er wurde 1817 in Husum geboren. Die kleine Stadt an der Nordsee gehörte damals noch zu Dänemark. Nach der Schule studierte er Jura in Kiel und Berlin. Seine Berufung sah er aber mehr in der Schriftstellerei. Schon während des Studiums veröffentlichte er erste Gedichte. 1843 kehrte er in seine Heimatstadt zurück und ließ sich dort als Rechtsanwalt nieder. Weil er sich aber gegen die dänische Herrschaft auflehnte, entzog ihm der Staat 1853 die Anwaltszulassung.

Um weiter arbeiten zu können, nahm er in Potsdam eine Stelle als Gerichtsassessor an. Hier fand er Anschluss an den Berliner Künstlerkreis „Rütli“, zu dem unter anderem die Schriftsteller Theodor Fontane und Paul Heyse sowie der Maler Adolph von Menzel gehörten. In seinen drei Berliner Jahren hatte er finanzielle Probleme und fühlte sich als republikanisch Gesinnter im preußisch-konservativen Kreis zunehmend fremd. „In der Berliner Luft ist etwas, was meinem Wesen widersteht“, schrieb er an Fontane. Er meinte, dass man in Berlin weniger auf die Persönlichkeit, sondern mehr auf „Rang, Titel, Orden und dergleichen Nipps“ achte. Auch in das mondäne Großstadtleben mochte er sich nicht einfügen. Fontane berichtet von einem gemeinsamen Spaziergang durch den Tiergarten, nach dem sein Begleiter vorschlug, ins feine Café Kranzler einzukehren. Fontane versuchte ihn davon abzubringen, weil sie dafür nicht angemessen gekleidet waren – vergeblich. Peinlich berührt beschreibt Fontane den abgetragenen Wollschal seines Dichterkollegen: Er „trug ihn rund um den Hals herum, trotzdem hing er noch in zwei Strippen vorn herunter, in einer kurzen und einer ganz langen. An jeder befand sich eine Puschel, die hin und her pendelte. So marschierten wir die Linden herunter, bis an die berühmte Ecke. Vorne saßen gerade Gardekürassiere, die uns anlächelten, weil wir ihnen ein nicht gewöhnliches Straßenbild gewährten.“ Der Husumer schien es nicht zu bemerken, während Fontane Qualen litt: „Ich war froh, als wir nach einer halben Stunde wieder heil heraus waren.“

1856 wurde der schreibende Jurist Kreisrichter im heute thüringischen Heiligenstadt. Neben der Arbeit im Gericht schrieb er hier viele Novellen und Gedichte und schaffte seinen Durchbruch als Schriftsteller. Als die dänische Herrschaft in Schleswig endete, konnte er 1864 zurück in seine geliebte Heimatstadt, wo er zum Landvogt und Amtsrichter berufen wurde. Nach seinem Abschied aus dem Justizdienst zog er sich in eine Villa auf dem Land zurück, wo er bis zu seinem Tod 1888 weiter schrieb.

Er selbst empfand sich immer mehr als Dichter denn als Erzähler. Auch seine Zeitgenossen sahen das so. Theodor Fontane zählte ihn zu den großen Lyrikern, den „drei, vier Besten, die nach Goethe kommen“, während seine Novellen von Fontane als „Provinzialsimpelei“ abgetan wurden. Heute ist es umgekehrt: Er ist vor allem für seine Novellen bekannt, und sein letztes Werk „Der Schimmelreiter“ gehört seit Langem zur Schullektüre. In Husum ist er schon allein wegen seiner dichterischen Hommage an die „graue Stadt am Meer“ bis heute eine Art Stadtheiliger.

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Einsendeschluss: Freitag, 30.04.2021