Lesefutter, Buchstabenknete und vieles mehr in der Helene-Nathan-Bibliothek
Die Stadtteilbibliothek im 4. Stock der Neukölln Arcaden bietet derzeit ein ungewohntes Bild. Die Lernecke, wo sich sonst Jugendliche zum gemeinsamen Arbeiten treffen, ist verwaist und das Spielhäuschen im Kinderbereich mit Flatterband abgesperrt. Laptops können derzeit nicht ausgeliehen werden und das Schmökern ist ebenfalls nicht erlaubt. „Das schmerzt schon“, räumt die Leiterin Dr. Ida Bentele ein: „Wir müssen im Moment das Gegenteil von dem empfehlen, wofür die Bibliothek eigentlich steht.“ Seit der Wiedereröffnung am 22. Februar findet lediglich der Leihbetrieb statt. Das heißt: keine Veranstaltungen, keine Lerngruppen, kein Leseclub für Menschen mit Handicaps und auch keine Computerarbeitsplätze. Der Aufenthalt soll so kurz wie möglich sein. So sieht es die Berliner Infektionsschutzverordnung vor. „Wir sind sehr dankbar, dass wir nach der Schließung im Januar wieder öffnen konnten“, betont Dr. Bentele, die zum 1. August 2020 die Leitung des Fachbereichs Bibliotheken im Amt für Weiterbildung und Kultur des Bezirksamts Neukölln übernommen hat. Auch die Besucher*innen sind froh, sich wieder mit Lesefutter eindecken zu können. Der Kinderbereich muss sogar manchmal kurzzeitig geschlossen werden, damit es nicht zu voll wird.
Filme streamen und Online-Sprachspiele mit Knete
Gut angenommen wird auch das umfangreiche Online-Angebot des VÖBB (Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins). Man kann Filme streamen und E-Books herunterladen, es gibt Hörbücher für Kinder, Tageszeitungen als E-Paper und ein umfangreiches Lernangebot für Jugendliche und Erwachsene. In Zusammenarbeit mit wortlaut wurde zudem für Familien ein Materialpaket mit allerhand Spielen und Übungen rund um Sprachbildung und Bewegung zusammengestellt. Per Video-Anleitung können Eltern mit ihren Kindern beispielsweise Buchstaben und Zahlen kneten, mit Knete Mühle spielen oder einen Papierball durch ein Labyrinth pusten. Die Corona-Pandemie hat nicht nur zu einer Verstärkung der Online-Angebote geführt, sondern auch neue Ideen hervorgebracht. „Wir planen, Bücher auf Lastenrädern zu Menschen zu bringen, die weniger mobil sind, insbesondere in Seniorenheime“, berichtet Dr. Bentele.
Mehr als nur Bücher ausleihen
Eine moderne Bibliothek, gerade in einem Stadtteil wie Neukölln, hat eine wichtige Funktion. Es ist ein wichtiger Bildungs- und Veranstaltungsort, der von ganz unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen genutzt wird. Schülerinnen und Schüler finden hier einen ruhigen, geschützten Raum, wo sie sich zum Lernen verabreden. Zuhause ist dafür oft nicht der Platz und die Ruhe. Um die Jugendlichen zu unterstützen, bietet die Helene-Nathan-Bibliothek schon seit Jahren eine Hausaufgabenhilfe durch Coaches bis zur Sekundarstufe II an. Auch das findet jetzt online statt. „Lebenslang lernen steht für uns im Fokus“, erklärt Dr. Bentele, die seit 2008 in Nord-Neukölln wohnt. Schon jetzt arbeitet man mit vielen Partnern zusammen, etwa dem Lernladen Neukölln, der Volkshochschule oder der Lebenshilfe Neukölln. „Das wollen wir fortsetzen und stärken“, sagt die Leiterin. Man will ein „starker Partner im Kiez sein“, so auch der Name eines Projekts, das in diesem Frühjahr (gemeinsam mit dem benachbarten QM Flughafenstraße) starten soll. Ab 2023 soll zudem im Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kultur Neukölln ein Museum mit wechselnden Ausstellungen in den Bibliotheksräumen eingerichtet werden.
Helene-Nathan-Bibliothek
Karl-Marx-Straße 66 (in den Neukölln Arcaden)
Telefon (030) 30239 4313
derzeit eingeschränkte Öffnungszeiten: Montag-Freitag 13-18 Uhr
Webredaktion