In großen Schritten zu Verbesserungen im Quartier

Mit viel Flexibilität und Kreativität ist es den Vereinen und Initiativen gelungen, ihre über den Projektfonds geförderten Vorhaben auch im Corona-Jahr umzusetzen.

Foto: Birgit Leiß

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Foto: Sivasli Canlar

Foto: wortlaut

Foto: Grüner Donaukiez

Foto: Birgit Leiß

Die Schillerwerkstatt e.V., Trägerin des Projekts „„Medienpädagogik im Donaukiez“, traf es besonders hart. Im März wollte sie mit den Workshops und Schul-AGs starten. Es geht darum, Anwohner*innen unterschiedlichen Alters in Sachen Medien fit zu machen, so dass sie ihre eigenen Geschichten erzählen können. Zum Beispiel in der „Donauwelle“, die 2020 in die Hände einer ehrenamtlichen Redaktion gegeben wurde. Doch nur die allererste Redaktionssitzung konnte stattfinden. Dann kam der Shutdown.

Donaukiez macht Medien

„Weil die geplanten AGs an den Schulen leider nicht möglich waren, haben wir uns dann auf die Erwachsenen konzentriert“, berichtet Stefanie Battisti von der Schillerwerkstatt. Zudem wurden die Redaktionssitzungen und Aktionen größtenteils nach draußen verlegt. So wurden beim Cleanup Day am 19. September vor dem neuen Donaueck Ideen für die neue Donauwelle gesammelt. „Auf der Straße kommt man ohnehin leichter miteinander ins Gespräch“, findet Stefanie Battisti. Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der Umweltschutzorganisation Yeşil Çember und dem Verein a tip: tap statt. Weitere Inhalte für die Donauwelle wurden beim Fotospaziergang zum Thema Inklusion und Barrieren am 16. Oktober zusammengetragen. Als äußerst produktiv erwies sich auch die Zusammenarbeit mit dem Elterncafé an der Rixdorfer Schule. „Die Eltern hatten angesichts von Homeschooling und Turbodigitalisierung ein großes Interesse an der digitalen Weiterbildung“, erzählt Stefanie Battisti. Immer donnerstags wird das Elterncafé daher zum Mediencafé. Hier kann man sich zeigen lassen, wie man Fotos vom Handy herunterlädt, wie eine Zoom-Konferenz funktioniert und ähnliches. Insgesamt 18 Personen wirkten an der zweiten Ausgabe der Donauwelle mit, die Mitte Dezember pünktlich erschien – übrigens erstmals auf Recyclingpapier gedruckt.

Neuer Treff für die Nachbarschaft

Der Aufbau eines Nachbarschaftstreffs inmitten einer Pandemie ist ebenfalls keine einfache Angelegenheit – aber es geht. „Wir wurden zwar ausgebremst, aber die meisten Angebote finden statt, entweder digital oder vor Ort unter Einhaltung sämtlicher Hygieneregeln, “, sagt Cemal Boyraz von Sivasli Canlar, dem Träger des Projekts. In den Räumen in der Donaustraße 102 gibt es viele spannende und kostenlose Angebote, etwa die Mischbar mit Qi Gong oder Bağlama-Unterricht. Auch eine Mädchen- und Frauengruppe trifft sich hier. Ganz neu: digitales Yoga für Nachbar*innen im Donaukiez.

Abbethek goes online

Mit digitalem Yoga hat man auch bei „wortlaut“ gute Erfahrungen gemacht. Sogar sprachbildend war der Yoga-Workshop, den der Bildungsträger im Juli als Online-Veranstaltung organisierte. Bereits im Mai hatte es eine Lesung mit der Autorin Sonja Hartwig und dem Gründer türkischer Männergruppen in Neukölln, Kazim Erdogan, gegeben. „Lesungen lassen sich online sehr gut umsetzen“, sagt Julia Wangermann von wortlaut. Hauptaufgabe des Projekts ist die Verstärkung der Abbethek, der Schulbibliothek am Ernst-Abbe-Gymnasium. „Die Idee war, dass Studierende, die noch nahe dran sind an den Schülerinnen und Schülern, ihnen bei Referaten oder bei der Prüfungsvorbereitung mit Rat und Tat zur Seite stehen“, erklärt Julia Wangermann. Doch die vorgesehenen längeren Öffnungszeiten konnten nur kurz umgesetzt werden – dann kam wieder der nächste Lockdown. Doch auch hier ging es online weiter, von digitalen Spieleabenden über Büchertauschparties bis hin zum Vorlesen von Lieblingsbüchern. Das Projekt läuft Ende 2020 aus.

Erziehungstipps und Basteln im Elterncafé

Der Elterntreff an der Rixdorfer Grundschule ist für viele Eltern eine wichtige Anlaufstelle. Finanziert über den Projektfonds fanden hier unter anderem Schmink-Workshops und Kochangebote statt. Außerdem konnten sich die Mütter und Väter pädagogische Tipps holen. Seit Corona findet hauptsächlich Basteln digital oder in kleineren Gruppen vor Ort statt. Zusätzlich erhalten die Eltern über Whatsapp, Telefonate und Mails die Möglichkeit sich auszutauschen, beispielsweise darüber, wie man zu Zeiten des Homeschoolings den Tag der Kinder strukturieren kann – und dabei auch sportliche Aktivitäten einplant.  

Vor dem Kiezgarten kam das Donaueck  

Bereits im März wurde klar, dass es mit dem geplanten Donaukiezgarten nichts wird. „Schweren Herzens haben dann umdisponiert“, berichtet Matteo Ciprandi von LIFE e.V., dem Träger des  Projekts „Stadtteilgrün und Umweltgerechtigkeit im Donaukiez“. So entstand in Zusammenarbeit mit der Schillerwerkstatt und dem QM Donaustraße die Idee eines Kiezkiosks, mit dem die Nachbarschaft weiterhin in Kontakt bleiben kann und informiert wird. Die eckige Infosäule wurde im April gebaut und vor dem Quartiersbüro aufgestellt. Sie wurde so gut angenommen, dass sie in sechs anderen Neuköllner Quartieren hingestellt werden soll. Drei Standorte gibt es bereits. Doch keine Sorge, die heiß ersehnte grüne Oase kommt trotzdem! „Wir sind zuversichtlich, dass der Kiezgarten nächsten April gebaut und im Mai eröffnet werden kann“, meint Matteo Ciprandi. Im Oktober wurde außerdem im Rahmen des Projekts an der Rixdorfer Schule und der Theodor-Storm-Schule mit den Kindern geschraubt und gegärtnert. Gemeinsam wurden Hochbeete gebaut, im Garten Unkraut gejätet und Grünschnittkomposte angelegt.

Den Donaukiez leitungswasserfreundlich machen

Der Cleanup Day war auch Auftakt für das neue Projekt „Nachhaltig und Gesund – Interkulturelles Wasserprojekt im Donaukiez“. Der Träger, der Verein a tip: tap e.V. möchte möglichst viele Menschen davon überzeugen, Leitungswasser zu trinken statt Wasserflaschen zu kaufen.  Dazu sollen auch ein oder zwei Trinkbrunnen im Kiez aufgestellt werden. „Leitungswasser hat eine super Qualität, ist günstig und es wird viel Verpackungsmüll eingespart“, erklärt Signe Heins vom Verein. Ein für den November in Zusammenarbeit mit der Schillerwerkstatt geplanter Kiezrundgang zum Thema Müllvermeidung musste wegen der sich zuspitzenden Corona-Lage abgesagt werden. „Im nächsten Jahr wollen wir auch Baumscheiben begrünen und Bäume gießen“, berichtet Signe Heins. Außerdem sollen Geschichten rund ums Wasser aus verschiedenen Kulturen zusammengetragen werden.

Für einen reibungslosen Übergang von der Kita zur Schule

In großen Schritten voran ging es 2020 auch mit dem Projekt „Übergänge Kita-Grundschule gemeinsam gestalten.“ Ziel ist es, die teilnehmenden drei Grundschulen und acht Kitas besser miteinander zu vernetzen und die Eltern bei einer vorurteilsfreien Schulwahl zu unterstützen. Träger ist die Pädagogische Werkstatt. Teils über Videokonferenzen haben sich Erzieherinnen und Lehrkräfte monatlich ausgetauscht und einen Kooperationskalender erstellt. Hier sind wichtige Termine wie etwa Sommerfeste oder Elternabende eingetragen. Außerdem wurden Fragebogen an Eltern verteilt, in denen sie nach den Gründen für ihre Schulwahl gefragt werden.

Hinterhofdinner und Balkonkino

Nächstes Jahr dann startet das neue Projekt „Nachbarschaft im Donaukiez“. Der Träger ist KiezKollektiv. Die Corona-Bedingungen sind hier schon eingeplant – auch wenn alle hoffen, dass es im Spätsommer wieder ein fröhliches, buntes Kiezfest geben kann. Um die Nachbarschaft im Donaukiez zusammenzubringen, soll es unter anderem Hinterhofdinner, Konzerte und Vorleseaktionen geben – notfalls eben gestreamt. Geplant ist auch ein Kinowagen, der beispielsweise dazu genutzt werden kann, um Nachbar*innen auf dem Balkon oder am Fenster ein gemeinsames Film-Erlebnis zu ermöglichen. Außerdem sind gemeinsam mit dem Projekt „Grüner Donaukiez“ Pflanzaktionen vorgesehen.

Webredaktion