Ein offener Treff für alle aus dem Kiez

Der letzte Kiezrundgang hat uns in die Rixdorfer Schule geführt. Wenn man von dort aus die Donaustraße weiter läuft, erreicht man, fast an der Ecke Erkstraße, den Treffpunkt „Sivasli Canlar“. Was das heißt und was hier drinnen vor sich geht, wollen wir euch diesmal erzählen.

Foto: Birgit Leiß

Foto: Sivasli Canlar e.V.

Foto: Jens Sethmann

Foto: Birgit Leiß

Foto: Sivasli Canlar e.V.

Dass aus Vereinsräumen für Menschen aus der zentralanatolischen Provinz Sivas einmal ein offener Nachbarschaftstreff für das ganze Quartier wird – das hätte sich Cemal Boyraz vor zehn Jahren nicht träumen lassen. Der von ihm mitgegründete Verein Sivalsi Canlar („Menschen aus Sivas“) hatte 2010 nach Räumlichkeiten gesucht und wurde in der Donaustraße 102 fündig. Früher war hier eine Bäckerei. „Damals war es nicht schwierig, in Neukölln günstige Ladenräume zu finden“, erinnert sich Cemal Boyraz. Die Vereinsmitglieder – mittlerweile sind es rund 300 Familien – kommen aus ganz Berlin.

Die Angebote stehen allen offen

Der Laden sollte ein Treffpunkt sein für die Community. Bildung und die Pflege der traditionellen Musik liegen dem Verein besonders am Herzen. Und so lernen hier Kinder wie Erwachsene die türkische Laute Baglama spielen, es finden Deutschkurse, Nachhilfeunterricht und gesellige Musikabende statt. Wenn zusammen Sylvester gefeiert oder einmal im Monat zum Frühstück geladen wird, platzt der Raum aus allen Nähten.  Der Verein hat eine Fußballmannschaft sowie einen Chor, der regelmäßig bei Kiezfesten auftritt. Bei diesen Aktivitäten waren stets alle willkommen. Sivasli Canlar verstand sich schon immer als offenes Haus. „Religion oder Herkunft spielen bei uns keine Rolle“, sagt Cemal Boyraz. Wer immer hereinkommt, wird freundlich begrüßt und zum Tee eingeladen

Der erste Schritt zur Öffnung in den Kiez

2017 feierte der Verein erstmals sein Aşure-Fest - mit das wichtigste Fest der Alevit*innen - nicht in den Vereinsräumen, sondern öffentlich auf dem Rathausvorplatz. „Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft und wollen mitgestalten“, betont Cemal Boyraz stets. Mittlerweile ist der Verein gut vernetzt im Kiez und hat enge Kontakte zum Quartiersmanagement. So entstand die Idee, hier einen Nachbarschaftstreff einzurichten.  Anfang 2020 war die Eröffnung, doch kurze Zeit später kam Corona. Man fahre mit „angezogener Handbremse“, meint Boyraz. Die meisten Angebote wie der Musikunterricht, die Deutschkurse sowie der Kieztreff „Mischbar“ sind mittlerweile wieder eingeschränkt und unter strengen Hygieneauflagen möglich. Seit Anfang Oktober ist hier auch ein Treffpunkt der Stadtteilmütter. Cemal Boyraz hat noch viele Ideen. Beispielsweise Neuköllner Unternehmen einzuladen, um den Jugendlichen unterschiedliche Berufe vorzustellen. Oder eine Theatergruppe, vielleicht zusammen mit einem Kindergarten. 

4000 Masken für den Kiez

In der ersten Zeit des Lockdowns wurden mit Mitteln aus dem Aktionsfonds Nähmaschinen angeschafft und Masken genäht. Fast 4000 Exemplare wurden an Ältere und Bedürftige verteilt oder am Donaueck ausgelegt. „Die Nerven lagen bei den Familien blank in dieser Zeit, viele haben eine Beschäftigung gebraucht“, erklärt Cemal Boyraz. Der Verein bemühte sich nach Kräften, die Familien in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen und organisierte zum Beispiel einen Ausflug nach Potsdam.

Der Nachbarschaftstreff wird vom Quartiersmanagement Donaustrasse-Nord mit Mitteln aus dem Programm Soziale Stadt unterstützt.

 

Sivasli Canlar e.V.

Donaustraße 102

info@sivaslicanlar.de

 

Mischbar (offenes Nachbarschaftstreffen zum Kennenlernen): jeden Mittwoch 15-18.30 Uhr

Mädchen- und Frauentreff: jeden Dienstag 18-20 Uhr

Baglama-Musikunterricht: jeden Samstag 12-15 Uhr

Nachhilfe und Deutschkurse auf Anfrage