Playstars-Team

Das offene Freizeitangebot wurde 2012 mit Mitteln des Programms Soziale Stadt eingerichtet, um den Mangel an Frei- und Spielflächen im Gebiet zu lindern. „Es ist das einzige Angebot für diese Altersgruppe im Kiez, für das Blueberry sind sie zu jung“.

Foto: Estefania Landesmann

Spielbegleiter*innen und Kummerkasten: die Playstars von der Rixdorfer Schule

Jeden Nachmittag nach Schulschluss verwandelt sich der große Hof der Rixdorfer Schule in einen Spiel- und Tobeort für alle Kinder aus dem Kiez. Pädagogisch betreut vom Team der Playstars können sie hier bis 18 Uhr Kettcar fahren, Inlineskaten, Seilspringen, Tischtennis spielen, klettern und vieles mehr. Bei schlechtem Wetter werden drinnen im „Käffchen“, dem Elterncafé der Schule, Brettspiele gespielt oder gebastelt. „Etwa 30 Prozent der Kinder gehen nicht auf die Rixdorfer Schule, sondern kommen aus dem Kiez“, erklären Anne-Katrin Marzillier, Irman Kuckovic und Veli Gürbüz von der „LebensWelt  gGmbH“, dem Träger des Schulhofprojekts. Die meisten kommen unbegleitet. Aber es gibt auch viele Mütter, die hier gern noch ein wenig Zeit mit ihren Kindern verbringen. Zuhause ist oft kein Raum dafür. „Wir haben Familien, die zu sechst in einer Zweizimmerwohnung leben“, erzählt Irman Kuckovic. Der vorm Verkehr geschützte Schulhof mit den schönen alten Bäumen ist für die Mütter ein beliebter Treffpunkt zum Quatschen. „Sie fragen uns auch oft um Rat, zum Beispiel wenn sie ein Schreiben vom Amt bekommen haben oder wissen wollen, auf welche Oberschule sie ihr Kind schicken sollen“, sagt Kuckovic. Auch private Themen werden besprochen. Das niedrigschwellige Beratungsangebot für die Eltern ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts.

Ein dringend benötigter Freiraum für die Kinder

Das offene Freizeitangebot wurde 2012 mit Mitteln des Programms Soziale Stadt eingerichtet, um den Mangel an Frei- und Spielflächen im Gebiet zu lindern. „Es ist das einzige Angebot für diese Altersgruppe im Kiez, für das Blueberry sind sie zu jung“, sagt Anne-Katrin Marzillier. Wenn es die Playstars nicht gäbe, würden wohl viele stundenlang Zuhause vor der Playstation hocken oder ihre Freizeit in den Arcaden verbringen. „Viele der Mädchen dürften sonst gar nicht raus“, so Anne-Katrin Marzillier. Obwohl das Angebot so gut angenommen wird, halten es die drei Sozialpädagog*innen für unrealistisch, dass das Projekt irgendwann – wie ursprünglich geplant – in die Hände der Eltern gegeben werden kann. Dazu sei die Fluktuation zu groß. Ende 2019 läuft die Fördermöglichkeit durch das Quartiersmanagement Donaustraße-Nord aus. Das Jugendamt Neukölln plant derzeit eine Weiterfinanzierung aus ihren Haushaltsmitteln.

Mehr Grün, Digitalisierung und Schutz vor Verdrängung

Der Kiez verändere sich sehr schnell, sagen die drei Playstars. „Vor acht Jahren war das hier eine vergessene Ecke, mittlerweile haben viele Läden und Bars aufgemacht und die Häuser wurden saniert“, meint Kollege Kuckovic. Die Kehrseite: steigende Mieten. Den Alteinwohner*innen  müsse ein besonderer Schutz vor Verdrängung eingeräumt werden, findet der Sozialpädagoge. Er hat oft weinende Mütter vor sich, die einfach keine größere Wohnung hier im Kiez finden. „Die Vielfalt an der Schule wird größer, es melden sich immer mehr spanisch- oder englischstämmige Kinder an“, sagt seine Kollegin Anne-Katrin Marzillier. Mehr Grün- und Freiflächen, oder wenigstens mehr Farbe würde sie sich für den Donaukiez wünschen. Veli Gürbüz findet eine modernere Ausstattung der Schule in Richtung Digitalisierung wichtig. Ein Ärgernis sei auch die chaotische Verkehrssituation. Der Wegfall von Parkplätzen durch den Umbau der Donaustraße werde dies noch verschlimmern, befürchtet er: „Viele Anwohner haben nun mal ein Auto, auch die Kinder werden häufig mit dem Elterntaxi gebracht.“