Christine Lier

Die Kieztante

Ob beim Kiezfest oder bei Beteiligungsworkshops: Christine Lier ist immer mit dabei. „Ich bin mit Leib und Seele ein Kiezmensch“, erklärt die 67-Jährige, die seit 25 Jahren im Gebiet lebt und hier sehr gut vernetzt ist. Zwei Dinge ziehen sich durch ihr Leben: ihr Glaube und die Liebe zur Kunst. Nach ihrem Abitur hat sie eine Berufsausbildung als Metallurge für Stahlformung und Stahlgewinnung im ehemaligen Stahlwalzwerk Brandenburg absolviert. Diese Zeit, in der sie wichtige Lebenserfahrungen sammeln durfte, hat sie bis heute geprägt: „Ich bin immer noch ein absoluter Stahlwerk-Fan“, gesteht sie. Später hat die Mutter einer Tochter Bildende Kunst studiert und war bis zur Wende als freischaffende Malerin tätig. Danach hat sie Sozialtherapie studiert und im Kunstfreizeitbereich gearbeitet. In diesem Rahmen hat sie u.a. eine Kunstfreizeitetage für eine Grundschule mit ihren Kolleg*innen aufgebaut. 

Foto: Estefanía Landesmann

Staunen über die Schöpfung  

„Ich bin ein sehr erfüllter Mensch“, sagt sie von sich. Seit langem engagiert sie sich in der Martin-Luther-Gemeinde in der Fuldastraße 50 und vor der Rentenzeit kamen ihr die Idee und der Wunsch, hier eine Mal- und Zeichengruppe zu gründen. Nach dem Motto „Geh aus mein Herz und suche Freud“ gehen die Teilnehmenden raus in die Natur, in Gärten und Parks, um sich von den Wundern der Schöpfung inspirieren zu lassen. Der „Flotte Pinsel“ sei auch ein soziales Projekt, erzählt sie. Es seien überwiegend Frauen, die die Begeisterung am Malen und Zeichnen teilen und das Gemeinschaftsgefühl schätzen. „Wenn sie malen, ist die Welt für sie in Ordnung.“ Mit herzlicher Unterstützung der Martin-Luther-Gemeinde und das QM wurde das Projekt durch seine Lebendigkeit und das enge Miteinander der Menschen im Kiez zum vollen Erfolg. Im Sommer 2018 hat sie eine Ausstellung mit 50 Bildern in der Kirche auf die Beine gestellt – eine schöne Anerkennung für die Gruppe. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurde Christine Lier 2018 vom Bezirk Neukölln geehrt.

Mit Offenheit und Gottvertrauen

Alljährlich stellt sie außerdem das Programm für den „Lebendigen Adventkalender“ zusammen, einer Aktion, bei der Einrichtungen aus dem Quartier rundum ihre Türen öffnen. Christine Lier liebt ihren Kiez mit all den verschiedenen Kulturen, Religionen und Sprachen: „Ich genieße das sehr und habe noch nie schlechte Erfahrungen gemacht“, betont die engagierte Anwohnerin,  die ihren Geburtstag auch schon mal in einer Shisha-Bar feiert. Offenheit, Respekt und Zugehen auf die Menschen sind für sie selbstverständlich. Schon zu DDR-Zeiten hatte sie einen internationalen Freundeskreis. Das Quartiersmanagement habe viel Gutes bewirkt, findet sie. Zum Beispiel die Grünprojekte. Auch das „Nomadische Kulturzentrum“ mit seiner mobilen Küche und der Druckwerkstatt mache „ganz wunderbare Sachen.“ Für die Zukunft des Kiezes wünscht sich die Künstlerin mehr Gemeinsinn und eine bessere Vermischung der Kulturen und Generationen.