Leyla Çelik

Erfolgsmodell Stadtteilmütter

Als Brückenbauerinnen werden die Stadtteilmütter oft bezeichnet. Ihr Markenzeichen: der leuchtend rote Schal. Die speziell geschulten Frauen, viele arabisch- oder türkischstämmig, besuchen Familien aus ihrer Community zu Hause und sprechen mit ihnen in ihrer Muttersprache über Themen wie Spracherziehung, Gesunde Ernährung, Suchtvorbeugung oder den Umgang mit Medien - und zwar nicht von oben herab, sondern fast wie eine gute, erfahrenere Freundin. „Oft leben die Mütter recht isoliert und kommen kaum raus, wir wollen sie auch ermutigen, sich mehr zu beteiligen“, erklärt Leyla Çelik. Sie ist Koordinatorin für die Neuköllner Stadtteilmütter in mehreren Quartiersmanagement-Gebieten ist von Anfang an mit dabei und hat die Entwicklung vom 2006 gestarteten Pilotprojekt zum international beachteten Vorzeigemodell mitgestaltet. Dass inzwischen mehr Kinder die Kita besuchen, belegt den Erfolg – neben mehreren wissenschaftlichen Evaluationen. Mittlerweile geben sich im Büro des Diakoniewerks Simeon gGmbH, dem Träger des Projekts, Delegationen aus Schweden, den USA und sogar China die Klinke in die Hand.

Foto: Estefanía Landesmann

Die Arbeit macht selbstbewusster und mutiger 

Aber auch die Stadtteilmütter selber machen eine erstaunliche Entwicklung durch, wie die Koordinatorin erzählt. „Viele sind am Anfang sehr unsicher, inzwischen haben einige den Schulabschluss nachgeholt, sie trauen sich zu Elternabenden oder engagieren sich im Quartiersrat.“ Sie sind hochmotiviert und gestalten sogar die Materialien zu den Themen zum Teil selber. Die Qualifizierung und die Vorbildfunktion, die sie nun plötzlich für andere Familien haben, stärkt das Selbstbewusstsein der Frauen enorm. Umso erfreulicher, dass das Erfolgsmodell kürzlich eine Regelfinanzierung durch den Senat erhielt. Außerdem soll ihre Zahl bis 2025 auf 300 verdoppelt werden.

Mehr gesellschaftliche Teilhabe

Leyla Çelik hat den Eindruck, dass sich im Quartier inzwischen mehr Menschen mit unterschiedlichen sozialen und ethnischen Hintergründen aktiv einbringen: „Eine richtige Mischung haben wir zwar noch nicht in den Beteiligungsgremien und Begegnungsorten, aber das Quartiersmanagement Donaustraße-Nord hat da einiges angestoßen.“ Vielleicht, so ihre Idee, könnte man noch mehr Menschen durch eine Info-Säule erreichen, die kurz und bündig, in einfacher Sprache über Aktionen und Veranstaltungen im Kiez informiert. Ein anderer Wunsch: mehr Sauberkeit im öffentlichen Raum.