Christoph Happel

Für Christoph Happel ist Neukölln der Inbegriff von Urbanität – mit allen Ecken und Kanten: „Der Bezirk hat sich immer wieder gehäutet, hatte aber immer Stil.“ Seit 40 Jahren lebt er in Neukölln, vor 14 Jahren ist er mit seiner Frau und den beiden Kindern in die Donaustraße gezogen. Die Gegend habe zu dieser Zeit einen schlechten Ruf gehabt, aber unsicher oder bedroht habe er sich nie gefühlt, „das gilt auch für meine Frau“, sagt der 65-Jährige. Der Zuzug von jungen Menschen in den letzten Jahren habe dem Kiez gutgetan, findet Christoph Happel: „Es ist eine tolle Mischung entstanden.“ Die Kehrseite sind die rasant gestiegenen Mieten. Ihre Wohnung könnte sich Familie Happel heute wohl nicht mehr leisten. Und noch etwas hat sich zum Negativen verändert: der Verkehr hat stark zugenommen, auch durch die vielen Kneipen: „Das Viertel war früher wesentlich ruhiger, auf der anderen Seite zeigt das aber auch, dass es einen wirtschaftlichen Aufschwung gibt“, sagt der Familienvater. Trotzdem, der Verkehr sei eine einzige Katastrophe, die Straße viel zu eng und das ewige Gehupe nervt. Mal auf dem Balkon zu sitzen, sei unmöglich. Dass die Donaustraße jetzt verkehrsberuhigt wird, findet er daher gut: „Aber was da gemacht wird, reicht nicht, dass die Fußwege nicht erneuert werden, ist schade.“

Foto: Estefanía Landesmann

10 Jahre engagiert im Donaukiez

Seit 10 Jahren, also von Anfang an, engagiert sich Christoph Happel im Quartiersrat. Für ihn ist es eine gute Möglichkeit, mit einem überschaubaren Zeitaufwand etwas fürs Quartier zu tun. Bildungseinrichtungen wie Schulen und Kitas hätten in hohem Masse vom Quartiersmanagement profitiert, und das sei auch dringend nötig, nachdem sie über 25 Jahre lang sträflich vernachlässigt worden seien. „Das Geld ist gut angelegt und kommt den Familien im Gebiet zugute“, findet Christoph Happel, der von seiner Wohnung aus auf die Rixdorfer Schule schaut. Klar hätte er seine – mittlerweile erwachsenen - Kinder auf diese Schule geschickt, sagt er.

Mehr öffentlichtliche Begegnungsorte

Was ihn ärgert, ist die Vermüllung auf den Straßen. Das habe sich trotz vieler gutgemeinter Aktionen nicht verbessert. Sein Lösungsvorschlag: eine kostenlose Sperrmüllabfuhr viermal im Jahr. Was fehlt, sei auch eine selbstverständlich gelebte Nachbarschaft. Durch die hohe Fluktuation gibt es wenig nachbarschaftliche Kontakte: „Früher traf man sich in Eckkneipen oder man quatschte miteinander, wenn man samstags beim Fleischer in der Schlange stand.“ Für den Donaukiez wünscht er sich daher mehr öffentliche Begegnungsorte, vielleicht ein entspanntes Café – gern auch auf Kosten des Straßenraums.